Vorschlafen - Ist das möglich?

Schlaf als Zeitkonto - eine Traumvorstellung
Es gibt immer Phasen im Leben, in denen wir weniger Schlaf bekommen können, als eigentlich gesund wäre. Und oft ist das schon im Voraus absehbar, so dass der Wunsch aufkommt, vorsorgen zu können. Ob es nun um ein Festival geht oder ein besonders herausforderndes Projekt bei der Arbeit, vernachlässigt wird meist der Schlaf und nicht die Aktivität bei Tag. Warum also nicht als Ausgleich in unentspannteren Lebensphasen den Schlafdefizit ausgleichen? Wenn schon vorher klar ist, dass der Schlaf in den kommenden Tagen leiden wird, könnte man doch das Schlafkonto schon einmal auffüllen. Dann ist der Körper fit und ausgeruht und steckt die Zeit des Schlafmangels leichter weg. Aber ist es wirklich so leicht bzw. so nüchtern kalkulierbar? Kann man vorschlafen? Leider nicht, denn mit Schlaf verhält es sich nicht wie mit Geld. Wir sind es in unserer organisierten Gesellschaft inzwischen gewohnt, alles als logisch und planbar anzusehen. Doch der Menschliche Körper und Geist lassen sich nicht so leicht in eine simple Kalkulation einbinden. Beschäftigen wir uns also einmal genauer mit dem Thema Schlaf, um ungesunde Irrtümer auf Kosten der eigenen Gesundheit zu vermeiden.

Kann man vorschlafen?
Um diese Kernfrage gleich einmal deutlich zu beantworten: Nein, das geht definitiv nicht. Leider hat der menschliche Körper keine Speichermöglichkeiten für Erholung. Zwar kann natürlich Energie in gewisser Weise gespeichert werden, jedoch immer nur für kurze Zeit und das vor allem in Form von Nahrung in den Körperzellen. Schlaf sorgt vor allem für zwei wichtige Aspekte. Zum einen entspannt er den Körper und die Muskulatur. Die Körperfunktionen kommen zur Ruhe und laufen langsamer ab, so dass sich auch die Organe erholen können. Zum anderen können sich im Schlaf auch bestimmte Bereiche des Gehirnes erholen, da sie nicht gebraucht werden. Gleichzeitig verarbeiten wir schlafend aber auch belastende Themen und Erlebnisse des Tages. Es ist also verständlich, dass vorschlafen nicht viel bewirkt, denn die Entspannung kann nicht gespeichert werden. Außerdem können die Erlebnisse des Tages nicht verarbeitet werden, bevor sie überhaupt passiert sind. Vorschlafen verschafft also keinen Erholungspuffer, da dem Gehirn noch nicht klar ist, wie viel Erholung es überhaupt benötigen wird. Erholung ist auch nicht einteilbar wie zum Beispiel körperliche Energie. Diese kann gut aufgespart werden, etwa für sportliche Herausforderungen, die bereits absehbar sind. Schlaf ist aber ein viel zu komplexer Ablauf für eine derartige Berechenbarkeit.

Von Schlafmangel und Schlafausgleich
Wir wissen jetzt also, dass und warum Vorschlafen nicht möglich ist. Aber was ist eigentlich das Problem mit Schlafmangel? Es lässt sich im vollen Alltag manchmal einfach nicht vermeiden, dass wir weniger schlafen als die benötigten 7-8 Stunden pro Nacht. Vor allem an Werktagen bereitet dieses gesunde Schlafmaß den meisten Menschen Schwierigkeiten. Wer nur etwas weniger schläft als eigentlich nötig, der kann das tagsüber gut mit einigen kurzen Ruhephasen ausgleichen. Dafür ist es nicht einmal nötig, wirklich zu schlafen. Einige Minuten der völligen Entspannung können ausreichen. Aber auch Powernapping ist eine gute Möglichkeit zur Erholung. Über den „Turboschlaf“ inkl. Schrit für Schritt Anleitung hatten wir bereits in diesem Artikel berichtet: Powernapping – Anleitung zum Turboschlafen.

Wenn mehrere Stunden des wichtigen Schlafes fehlen und das auch noch über Tage oder gar Wochen hinweg, kann der Schlafmangel allerdings zu ernsten Problemen führen. Je weniger Möglichkeit der Körper und Geist zur Erholung hatte, desto unausgeglichener ist der Mensch dann auch. Man ist nicht so belastbar und die Aufmerksamkeit leidet. Leistungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit lassen ebenfalls nach. Ganz weit in die Zukunft gedacht kann dauerhafter Schlafmangel sogar zu einem früheren Tod führen. Also definitiv Auswirkungen, die man sich gern ersparen möchte. Was ist also die beste Option, wenn Phasen mit weniger Schlaf drohen?

Der Schlafkredit als Lösungsansatz
Zu guter Letzt muss jetzt allerdings noch eine Lösung her für das Problem mit dem Schlafmangel. Zum Glück ist es möglich, Schlafentzug auszugleichen. Jedoch nicht mit Vorschlafen, sondern mit dem Nachholen von verpasstem Schlaf. Es ist nämlich so, dass im Alltag sogar die meisten Menschen einen sogenannten Schlafkredit führen. Sie schlafen an den Wochentagen generell etwas zu wenig und gehen damit ins Minus. Am Wochenende schlafen sie dafür aber einige Stunden mehr und gleichen das "Schlafkonto" damit wieder aus. Diese Art der Umschichtung von Erholungsstunden ist gut möglich und hat keine der oben genannten negativen Folgen. Denn wir Menschen sind bis zu einem gewissen Grad sehr anpassungsfähig.

Nochmal zurück zu der Frage "Kann man vorschlafen?" Diese haben wir zwar mit Nein beantwortet, aber eine Kleinigkeit geht trotzdem: Wenn Schlafmangel absehbar ist, sollte man in diese Phase auf jeden Fall so ausgeschlafen wie möglich gehen. Das ist zwar kein Schlafpuffer im eigentlichen Sinne, es vermeidet aber, dass es am ersten Tag schon zu Müdigkeitserscheinungen kommt. Und auch die erwähnten kleinen Ruhepausen am Tag zählen zum "Schlafkonto" dazu. Soviel Zeit sollte sein!
Abschließend noch ein wichtiger Tipp: Wer dem Körper und dem Gehirn ausreichend Erholungsphasen gönnt, wird langfristig davon profitieren. Und das sollte wichtiger sein, als jede aktuelle Anforderung, die zu ernsthaftem Schlafentzug führt!


Wir wünschen eine stets ausreichend erholsame Nachtruhe.

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Bildquelle: unsplash.com

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